Wie wäre es mit täglich dynamisch zugewiesenen Telephonnummern?

Da hat der IPv6 Launch Day noch nicht ganz begonnen und das Datenschutztheater um die IP-Adressen fängt schon wieder an.

Wer „anonyme IP-Adressen“ haben möchte darf sich welche aus dem Netz fe80::/10 (für legacy IP 169.254.0.0/16) nehmen. Aber die dann auch niemandem verraten, denn sonst kennen sie deine IP-Adresse und haben damit Macht über dich… :->

Auf technischer Ebene haben IP-Adressen genau eine Funktion: das Routing zu ermöglichen (mit vielen Details die da so dranhängen). In Erweiterung dessen ist IMHO auch die Aufgabe eines ISP genau das: mir dieses Routing bereitzustellen. Und dazu müssen die Datenpakete eben irgendwie zu mir finden. – Ich sehe die statische IP-Adresse sogar als wichtige Voraussetzung für eine gleichberechtigte Teilnahme am Internet. Alles andere ist erscheint mir als selbstgewählte Unmündigkeit à la „Uns gefällt es hier ganz gut im Konsumenten-Netz, hauptsache wir haben unsere Placebo-Pseudonymität und müssen nichts neues lernen“.

Zur anderen Seite: Ich finde es absolut sinnvoll dass es Anonymisierungsdienste gibt, die es erlauben die IP-Adresse zu verschleiern. Ich würde mir auch wünschen dass es viel mehr dieser Dienste gibt und dass solche Angebote nicht länger kriminalisiert werden (Stichwort: Störerhaftung für Freifunker und WLANs, Hausdurchsuchungen bei Tor-Knotenbetreibern). – Ich halte das aber für ein anderes Thema das auch als solches diskutiert werden sollte. Bei solch einzelner Betrachtung könnte man dann übrigens darauf kommen dass ein Anonymisierungsdienst hohe Ansprüche an Kompetenz und Vertrauenswürdigkeit stellt. Mir ist völlig unklar warum hier gerade den ISPs so sehr vertraut wird diesen Dienst problemlos, neutral und allerbestens leisten zu können; während die politische Großwetterlage doch denselben ISPs immer mehr Auflagen macht wie sie ihre Kunden überwachen und Daten zu sammeln haben.

2 Responses to “Wie wäre es mit täglich dynamisch zugewiesenen Telephonnummern?”

  1. Christian says:

    Hi,

    ich sehe es etwas anders. Eine IP ist keine Telefonnummer, die man herausgibt, sondern man gibt einen Namen heraus, der eine Zuordnung in einem Programm ermöglicht. (E-Mail-Adresse, Messenger-Nick) … über den Domainnamen natürlich auch indirekt eine IP, aber sehr selten.

    Die IP gibt man bei einer aktiven Verbindung – genau, zum Routing – heraus. Nicht, um den User durch einen Menschen zu kontaktieren.

    Klar, gewisse Dienste, die im Netz angesprochen werden sollen, brauchen eine feste IP. Aber dafür gibt es Server mit fester IP, bzw, sogar per “DynDNS” mit wechselnder IP. Dieses Konzept der Server in Rechenzentren ist aus Verfügbarkeits-, Stromspar-, und Bandbreitengründen durchaus sinnvoll.

    Ich habe kein Problem mit einer festen IP, dank TOR & Co, aber ich sehe die Bedenken durchaus als berechtigt und diskutierenswert.

  2. Martin says:

    Diskutieren lässt sich natürlich alles, aber aus meiner Sicht hat das einfach ein extrem schlechtes Kosten-Nutzen- bzw. Aufwand-Verbesserung-Verhältnis.

    Eine bessere Zeit zum Diskutieren wäre vor 10 Jahren gewesen als die meisten der Standards geschrieben wurden …
    So ein Problemfeld während der ohnehin verspätetet Einführung zu öffnen ist im besten Fall sehr teuer und im üblichen Fall unmöglich (weil es eben ein paar Jahre braucht das auch in Hard- und Software umzusetzen).

    Wenn ich das Ziel hätte im WWW Leute wiederzuerkennen, dann würde ich das sowieso nicht über die IP angehen (zu unhandlich, auch bei mobilen Geräten zu oft wechselnd) — da ist der Browser viel personen-genauer und einfacher. Entsprechend halte ich das auch unter Datenschutz-Aspekt für das viel dringendere Problem bzw. eines wo sich viel eher etwas erreichen lässt.